Gedichte und Geschichten von Victoria Frost
Nennt mich bloß nicht Hypochonder
Wieder mal ein schlechter Morgen,
der mich plagt mit Krankheitssorgen.
Wurde nur mit Ach und Krach
und viel schwarzem Kaffee wach.
Gegen manches Zipperlein
werf ich rasch ´ne Pille rein.
Fingre nach der Zigarette,
lang schon rauch ich nicht mehr Kette,
weil sich das ja nicht gehört,
wenn man auf Gesundheit schwört.
Spüle nach mit trocknem Wein,
Ordnung muss ja schließlich sein.
Seit mein Arzt mir Schnaps verbot,
ist bei mir nichts mehr im Lot.
Er bestätigt: " Leber, Lunge
sind im Eimer, Junge, Junge."
Hüfte, Schlüsselbein und Knie
fertigt schon die Industrie.
Gegen meinen schlechten Gang
hängt ein Stahlkorsett im Schrank.
Glaubt mir, nein, es ist kein Scherz,
bald brauch ich ein neues Herz.
Denn, wenn ich es recht vermute,
streikt die Pumpe, oh, die Gute.
So steht es im Buch beschrieben.
Habe davon derer sieben.
Schlag gleich nach im Lexikon,
trag den weißen Kittel schon.
Fühl mich langsam selbst vom Fach.
Ob ich noch den "Doktor" mach?
Hinderlich sind Krebs im Darm
und das Karzinom am Arm.
Stell ´ne weit´re Diagnose,
tipp am Bauch auf Gürtelrose.
Ja, mich hat es schlimm getroffen,
wage kaum noch, groß zu hoffen.
Körper, du mein ärgster Feind,
dabei hab ich´s gut gemeint,
stets mit dir, der du mich plagst,
statt, dass du mir "Danke" sagst.
Doch heut Abend geh ich aus,
treff mich mit ´ner süßen Maus,
knutsch im Stadtpark auf der Bank.
Bin erst morgen wieder krank!