Blaue Stunde Siehst du das blondbezopfte Kind am Feldrain stehen? Es windet Kränze aus Vergissmeinnicht und Mohn. Als Silhouette will das Gestern mit dir gehen und taumelt doch im Strudel des Vergessens schon. Vertraute Schatten flimmern durch die Purpurweiten. Halt ein, du Traumgespinst aus Tränenblau, bleib hier. Im Dämmerlicht durchtanzt das Dasein Raum und Zeiten. Die Jugend, wie ein Nebelstreif entschwand sie dir. Und war es nicht dein Leben, das im Sturm enteilte? Mit kalten Stundenfingern tiefe Kerben riss? Wann spürtest du, dass keine Wunde wieder heilte? Und wann des düstren Schicksals falschen Schlangenbiss? Gesammelt wie novemberweiß vereiste Trauben hast du die rauen Jahre nach dem ersten Frost und trinkst den Schaumwein in entrücktem Glauben, obwohl die Neige blutig klebt. Welch bittrer Most. Versinkt die Sonne, muss der bunte Falter darben. Er flattert hilflos hin und her im Abendwind. Bald werden schroffe Krater deine Seele narben. Komm, gib mir deine Hand, bevor die Nacht beginnt. Zurück Nächste Blaue Stunde