Großmutters Ring
Sie trägt ihn heut noch, seinen Ring aus Glitzersteinen,
den er ihr damals lachend an die Hand gesteckt.
„Dein Augenblau blitzt heller“, hat er sie geneckt,
„und deiner Lippen Glut lässt nachts Rubine scheinen.“
Als er für immer ging, blieb nicht viel Zeit zum Weinen.
Erst als sie auch die Kinder sorgsam zugedeckt
in kühler Erde, ward sie endlich aufgeweckt
aus Zeitgeflechten, die im Gestern sich vereinen.
Von Gram gebrochen blinzeln Augen, längst verrostet
ist Mundes Rot, das bittren Lebenswein gekostet.
Ihr Blick fällt auf das Kleinod, das er ihr geschenkt.
„Du glänzt wie einst und wirst wohl auch in Zukunft funkeln.
So leuchte mir auf meinem letzten Weg im Dunkeln,
der Grenzen überwindet und mich heimwärts lenkt.“
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