Der Tod des Sünders
Gloria Frost
Der Tod des Sünders
Ihn fürchten die Tiere und Kinder!
Direkt vor den Toren der Stadt,
lebt Ede, der ruchlose Sünder,
den Satan längst vorgemerkt hat.
Die schwarzen Dämonen umkreisen
mit wildem Geschrei nachts sein Haus.
Sie singen die teuflischen Weisen.
Wer drinnen ist, kommt nicht mehr raus.
Wer jetzt drinnen ist, bleibt für immer.
Den Geistern kann keiner entflieh'n.
Wer sie je geseh'n, der geht nimmer,
den lassen sie niemals mehr zieh'n.
Um Mitternacht flüstern und wimmern
die Stimmen von überall her:
"Wir werden die Qual noch verschlimmern.
Von dannen kommst du uns nicht mehr!"
Dem reuigen Sünder wird bange.
Er betet und fiebert und spinnt.
Die Werwölfe heulen schon lange.
Sein Blut in den Adern gerinnt.
Am nächtlichen Himmel steh'n Sterne.
Sie funkeln in all ihrer Pracht.
Sie hülfen dem Sünder zwar gerne,
doch fehlt ihnen dazu die Macht.
Blutrünstig begehren Vampire
den alles entscheidenden Biss.
Da schwebt durch die quietschende Türe
der Fürst aller Nachtfinsternis.
Als Wahrzeichen zeigt ihm der Schlechte
die Hörner und hinkt mit dem Fuß,
streckt hoch in die Luft seine Rechte
zum einzig satanischen Gruß.
Er hat seine teuflische Fratze
im seidenen Umhang verhüllt,
hebt grinsend die gräuliche Tatze
und stampft mit dem Huf auf und brüllt:
"Mein Freund, heute komm ich persönlich.
Den Braten lass ich nicht entgeh'n.
Die Angst von dir stimmt mich versöhnlich.
Du hast viele weinen geseh'n.
Das Leiden der andern beglückte
ein Leben lang stets deine Brust.
Doch das, was dich bislang entzückte,
ist mein Werk, das hast du gewusst.
Nun wirst du für deine Allüren,
die dir deinen Alltag versüßt,
das höllische Feuer bald spüren.
Auf ewig du dafür jetzt büßt!"
Er zerrt mit den eisernen Klauen
die Seele aus ihrem Gebein.
Der Sünder, er jammert voll Grauen.
Zurück bleibt der Körper allein.
Am anderen Morgen steh'n Leute
bestürzt um den Leichnam herum.
Sie glauben es sogar noch heute:
"Er brachte im Wahnsinn sich um!"
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